Ab dem 14. Mai findet in der Dreiländerregion an der Neiße das 21. Neiße Filmfestival statt. Bis zum 19. Mai gibt es in 19 Kinos und Spielstätten in Deutschland, Polen und Tschechien rund 90 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie begleitende Veranstaltungen wie Filmgespräche, Konzerte, eine Lesung und mehr. Eine besondere Filmreihe im Festivalprogramm präsentiert unter dem Titel „Regionalia“ traditionell Filme, die sich auf unterschiedliche Art der Region nähern.
Dokumentarfilm „Bei uns heißt sie Hanka“ von Grit Lemke
In ihrem Dokumentarfilm „Bei uns heißt sie Hanka“ begibt sich Filmemacherin Grit Lemke auf die Suche nach ihrer Herkunft. Dafür reist sie in den Osten Deutschlands, in die Lausitz, wo sie geboren wurde und wo das kleinste der slawischen Völker beheimatet ist: die Sorben. Zusammen mit Sorb*innen aus den verschiedensten Lebensbereichen denkt sie über die Geschichte der Unterdrückung nach, über die Region und ihren Wandel. Sie trifft die deutsche Anna, aus der eine sorbische Hanka wird. Sie findet sich in einer Gemeinschaft wieder, die die alten Traditionen mit viel Hingabe pflegen und die das Sorbischsein als Bekenntnis zum Gemeinsinn sehen. Zu sehen ist der Film „Bei uns heißt sie Hanka“ am 15. Mai um 19 Uhr in der Hafenstube im Soziokulturellen Zentrum Telux in Weißwasser und am 19. Mai um 13 Uhr im Filmtheater Ebersbach. Dazu findet jeweils ein Filmgespräch mit der Regisseurin statt.
„Sorbische Landschaften“ in Film
Das Programm „Sorbische Landschaften“ spannt einen Bogen vom Heute ins Gestern. Dabei sind zwei der Kurzfilme als spannende Symbiose zu betrachten und geben Einblicke in die junge sorbische Gemeinschaft. In „Pytaś a namakaś – Vom Suchen und Finden“ geht es um ein Dorf im Sommer, eine Freundschaft und viele Fragen, die zum Erwachsenwerden dazugehören: Passen wir hier rein? Gehen oder bleiben? Und überhaupt: Sorbisch und trans – kann das funktionieren? Mira Dubian und Luka Golinski werden für den zweiten Beitrag „Som Doma“ bei der direkten Arbeit an eben diesem Kurzfilm begleitet. Im Fokus des 1983 entstandenen Stadtporträts „Město - Die Stadt“ von Michael Börner stehen das rund 1000jährige Bautzen in der Oberlausitz sowie die Bedeutung der Stadt für die Geschichte und Gegenwart des sorbischen Volkes. Grit Lemke und Andy Räder ergänzen das Filmprogramm mit der Buchpräsentation „Sorbische Filmlandschaften. Zur Geschichte der Sorben im DEFA-Film“. Filmexpert*innen und ehemalige Beteiligte untersuchen darin die Rolle der Sorben in der deutschen Filmindustrie, diskutieren Identität sowie Stereotypen und bieten seltene Einblicke in die sorbische Filmpraxis. Zu sehen sind „Sorbische Landschaften“ am 15. Mai um 13 Uhr im Kunstbauerkino Großhennersdorf und am 17. Mai um 19 Uhr im Steinhaus Bautzen, hier verbunden mit einem Filmgespräch.
Zwei Filme erforschen regionale Vergangenheit
Mit regionaler Vergangenheit beschäftigen sich die zwei Filme im Programm „Zuhause“ am 15. Mai um 16 Uhr im CamilloKino Görlitz bzw. am 19. Mai um 16 Uhr im Filmtheater Ebersbach. In „Hier bin ich zuhause – Tady jsem doma“ von Petra Zahradníčková und Patrick Weißig erinnern sich drei Frauen aus der Gegend um Polevsko (CZ) an die Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Film entstand im Rahmen des deutsch-tschechischen Filmworkshops „Vergessene Orte“. Der Film „Görlitz-Family“ begleitet fast 2 Jahre lang die US-Amerikanerin Lauren Leiderman, die seit 2019 mit ihrer Familie in Görlitz lebt, bei Ihren Nachforschungen zur jüdischen Geschichte von Görlitz. Ihre Recherchen führten sie zu einem Poesiealbum eines kleinen Mädchens namens Eva Goldberg. Das Poesiealbum wurde der Leitfaden für Lauren Leidermans Suche nach den Nachkommen der einstigen jüdischen Einwohner*innen von Görlitz.
Junger Filmemacher betrachten ihre Umwelt in „Draußen in der Natur“
Im Programm „Draußen in der Natur“ verbindet ein Handlungsort alle drei Produktionen: die Natur. In „Pond“ von Steffen Cieplik ist eine Frau nach einem traumatischen Vorfall auf See nicht mehr dieselbe und verstummt. Bei der Flucht aufs Land wird sie in ein uraltes Geheimnis verwickelt, das ihr Leben erneut verändern wird. „Baden gehen“ von Clemens Schiesko und Matthias Heine erzählt eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit: Vier junge Geflüchtete, die in ihrer „neuen Heimat“ einen Badeausflug unternehmen, geraten mitten auf dem See in Not. Und „Biomasakr“ begleitet David und Vojta nach ihrem Entschluss, sich mit dem Thema Raps zu befassen. Für beide beginnt damit ein Jahr als Landwirt, Chemiker und Elektriker. Doch in dieser Zeit gehen viele Illusionen verloren. Zu sehen ist das Programm „Draußen in der Natur“ am 17. Mai um 19 Uhr im Kino Varšava in Liberec und am 18. Mai um 19 Uhr im Kunstbauerkino Großhennersdorf, jeweils mit Filmgespräch.
Mehr zur Reihe „Regionalia“ und das komplette Programm des Neiße Filmfestivals gibt es online unter www.neissefilmfestival.net.
Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße
Seit 2004 bietet das Neiße Filmfestival jungen Filmemacher*innen ein Forum, stellt dem Publikum etablierte Filme und Regisseur*innen vor und widmet sich Schwerpunktthemen. Besonders und einzigartig ist dabei sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Veranstaltungen an mehr als zwanzig Spielorten in den drei Ländern entlang der Neiße. So hat sich das Festival zu einer kulturellen Brücke für Filmfans und Programmkinos aus den Nachbarländern entwickelt. Jedes Jahr richtet das Filmfest den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Menschen Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und mehr.
Schirmherren des 21. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.
Das 21. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz – Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Partnerschaft für Demokratie - Landkreis Görlitz und Liberecký kraj. Diese Einrichtung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
Bildmaterial zur Reihe „Regionalia“ des 21. Neiße Filmfestivals gibt es hier via Dropbox:
https://www.dropbox.com/scl/fo/fjp8409iroejknsntcoal/AMaQ2mYWSeEd7FmMV6UNWC4?rlkey=8r852hnv69y2v070za97zi7g6&st=dkbupj54&dl=0
Weiteres Bildmaterial gibt es hier zum Download:
https://www.dropbox.com/sh/2pbeipwp67fimhy/AAClFhYy59dRjODXjnIoz2OEa?dl=0