Pressemeldungen

Filmreihe des 20. Neiße Filmfestivals widmet sich regionalen Themen und dem Filmschaffen in der Region

Ab dem 23. Mai findet in der Dreiländerregion an der Neiße das 20. Neiße Filmfestival statt. An sechs Festivaltagen gibt es in 23 Spielstätten in Deutschland, Polen und Tschechien rund 100 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie begleitende Veranstaltungen wie Konzerte, Filmgespräche, Ausstellungen und mehr. Eine besondere Filmreihe im Festivalprogramm widmet sich unter dem Titel „Regionalia“ dem Leben in der Region sowie dem regionalen Filmschaffen und behandelt Themen wie Heimat, Tradition und Wandel. Dabei geht es um private Sichtweisen, gesellschaftliche Umbrüche und vielschichtige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus. Manche davon sind unumkehrbar. Die Folgen werden zwar individuell unterschiedlich ausfallen, doch letztlich sind alle davon betroffen. Können sich Traditionen öffnen, können sich Menschen neu erfinden, kann eine Region sich neue Perspektiven schaffen? Auf all diese Fragen suchen kürzere oder längere Filme mögliche Antworten. Dabei werden Entwicklungen dokumentiert und Fragen gestellt, die eine ganze Region prägen - und die Menschen gleich mit.
 

Eine Region steht „Auf der Kippe“

In der Hafenstube im Telux in Weißwasser ist am Mittwoch, den 24. Mai um 19 Uhr der Dokumentarfilm „Auf der Kippe“ von Britt Beyer zu sehen. Der Film zeigt, was die Menschen über 30 Jahre nach dem Ende der DDR bewegt. Zwischen Widerstand und aktiver Mitbestimmung geht es um nicht weniger als um die Zukunft einer ganzen Region sowie kommender Generationen. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohle steht diese sprichwörtlich auf der Kippe. Seit über 100 Jahren prägt der Braunkohleabbau die Lausitz und ihre Bewohner. Doch der beschlossene Ausstieg aus dieser Förderung rückt immer näher. „Strukturwandel“ ist seitdem ein häufig verwendeter Begriff hier, der zunehmend an Brisanz gewinnt. Doch was verbirgt sich dahinter und was bedeutet das für die Menschen, die hier leben? Im Festivalprogramm wird „Auf der Kippe“ auch am Samstag, den 27. Mai um 13 Uhr im Kunstbauerkino Großhennersdorf gezeigt. Britt Beyer und weitere Protagonist*innen sind jeweils für ein Filmgespräch zu Gast. Im Vorfilm „Mühlrose – ein Sonntag auf dem Mond“ von Finn Ole Weigt erzählen drei Frauen über die bevorstehende Umsiedlung von Mühlrose, das wohl als letztes Dorf im Lausitzer Braunkohlerevier jemals abgebaggert wird.
 

„Sorbische Klänge“ im Bautzener Steinhaus

Am Freitag, den 26. Mai gibt es ab 20 Uhr im Bautzener Steinhaus unter dem Titel „Sorbische Klänge“ ein Kurzfilmprogramm mit drei besonderen Produktionen, die sich mit Traditionen und musikalischen Entdeckungsreisen beschäftigen oder von stiller Poesie getragen werden. In „Křižerki“ (Osterreiterinnen) von Sophia Ziesch engagiert sich Johanna im sorbisch-feministischen Rap-Kollektiv „Kolektiw Klanki“, das für neue Rollenbilder kämpft. Nun will sie am Osterreiten teilnehmen, das traditionell Männern vorbehalten ist. Für „Fragmenty“ von Roman Pernak erweckt ein deutscher Musiker Aufnahmen zu neuem Leben, die drei junge Sorben in den 1960er Jahren auf Band aufgezeichnet hatten, um ihre Kinderlieder zu „retten“. Und „Wie klingt Heimat? Folge 3: Glauben“ von Markus Weinberg zeigt die emotionale wie bildgewaltige Reise des Dresdner Musikers und Produzenten Felix Räuber durch sächsische Kulturkreise und Milieus, in diesem Fall die der Sorben.
 

Ein Kriminalfall in Zgorzelec

Das Zielone Wiosła im polnischen Sieniawka zeigt am Samstag, den 27. Mai um 20 Uhr zwei Episoden der polnischen Serie „Czarne pola“ (Schwarze Felder). Darin sind ein Priester, ein Kombinatsdirektor und zwei Polizisten nahe Zgorzelec in einen Kriminalfall verwickelt, der von regionalen Intrigen und wirtschaftlichen Verstrickungen rund um einen Kohlekonzern handelt. Die Polizisten Michał und Młody entführen einen Priester und bringen ihn zu einem geheimen Versteck. Sie berichten ihm über einen ermordeten Anwalt, der zuletzt beim Verlassen der Kirche gesehen wurde. Er hatte einen Kohlekonzern wegen übermäßiger Emissionen verklagt, die mutmaßlich Ursache für zahlreiche Todesfälle in der Region sind. Der zweite Verdächtige ist der Kombinatsdirektor, der jedoch alle Schuld von sich weist…
 

Vier Kurzfilme über „Wandlungen der Heimat“

Ebenfalls in der Reihe „Regionalia“ sind in einem Programm unter dem Titel „Wandlungen der Heimat“ vier spannende Kurzfilme zu sehen, die Themen wie Erneuerung, Umbruch und Veränderung vereinen. Die Beobachtungen erstrecken sich von der Lausitz über das polnische Kraftwerk Turów bis hinein ins Erzgebirge. Der deutsche Dokumentarfilm „Sirens“ (Sirenen) von Ilaria Di Carlo zeigt mächtige Kraftwerksblöcke und Rauchsäulen, Sirenen und eine rote Sonne. Aufnahmen aus dem Helikopter wirken darin wie eine Odyssee durch eine dystopische Industriewelt, die unsere Ökosphäre nachhaltig geprägt hat. Erik Schiesko zeigt in seinem Dokumentarfilm „Hinterberg“, wie einschneidende Folgen des Strukturwandels für ein idyllisch gelegenes Gehöft in der Lausitz schon spürbar sind, während die Politik um neue Ansätze ringt und die Region nach neuen Wegen sucht. Im tschechisch-polnischen Dokumentarfilm „Wszystko w porządku, ziemniaki w żołądku“ (Alles in Ordnung, Kartoffeln in Reihen) von Piotr Jasiński sorgt das polnische Kohlekraftwerk Turów für Streit mit den tschechischen Nachbarn. Vor diesem Hintergrund nimmt die Polin Teresa an einem grenzüberschreitenden Kartoffelsalat-Wettbewerb teil, bei dem es nicht nur um den besten Salat geht. Die Kurzkomödie „Dieser lange Atem, Beates Laden betreffend“ von Olaf Held spielt irgendwo im Erzgebirge. Nach dem Mauerfall startet Beate hier ihr neues Leben und eröffnet mitten im Umbruch einen Haushaltswarenladen. Doch ihre Tochter ist mit dieser Veränderung gar nicht einverstanden. Zu sehen ist das Kurzfilmprogramm „Wandlungen der Heimat“ am Donnerstag, den 25. Mai um 17:30 Uhr im Kunstbauerkino Großhennersdorf sowie am Samstag, den 27. Mai um 15 Uhr im Kronenkino Zittau. Zu beiden Vorführungen sind verschiedene Filmemacher*innen für Filmgespräche zu Gast.
 

Mehr zur Reihe „Regionalia“ gibt es hier online...

Bildmaterial zur Reihe "Regionalia" des 20. Neiße Filmfestivals gibt es hier via Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/wgfm4a86dav08vo/AADWB6zAyeOorIoVwpugoFZea?dl=0

 

Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße

Seit 2004 präsentiert das Neiße Filmfestival jährlich im Mai in der Dreiländerregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Was mit der Idee begann, Filme in drei Ländern zu zeigen, hat sich zu einer kulturellen Brücke für Filmfans aus den drei Nachbarländern entwickelt und ist inzwischen wichtiger Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und Vertreter*innen der Filmwirtschaft. Besonders und einzigartig am Neiße Filmfestival ist sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Filmvorführungen an rund zwanzig Spielorten entlang der Neiße. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen, die den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Völkern Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart eröffnen, auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Partys.

Schirmherren des 20. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.

Das 20. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz - Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Liberecký kraj. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.