Vom 23. bis zum 28. Mai geht das Neiße Filmfestival in seine 20. Auflage. Rund 800 Filmbeiträge sind in diesem Jahr bei den Festivalmacher:innen im Kunstbauerkino Großhennersdorf eingegangen und bewerben sich um einen Platz in drei Wettbewerben sowie um insgesamt zehn der begehrten Neiße-Fische. Die eingereichten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme behandeln brisante Themen wie Rassismus und Terrorismus, erzählen Geschichten von Einsamkeit und dem Erwachsenwerden, widmen sich dem Tier- und Umweltschutz oder der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit.
„Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr so viele, qualitativ hochwertige und vielfältige Filme den Weg auf die Kinoleinwand und ins Programm des Neiße Filmfestivals suchen. Das zeigt, welche Bedeutung Filmfestivals für die Branche an sich und den Erhalt der Kinolandschaft gerade im ländlichen Raum haben.“, erklärt Ola Staszel von der zweiköpfigen Festivalleitung. Welche Filme letztendlich ausgewählt werden, entscheidet sich bis Anfang April. „Die Vorbereitungen für das Festival laufen bereits. Auch zum 20. Jubiläum wollen wir unserem Publikum wieder eine spannende Festivalausgabe präsentieren.”, so Staszel weiter.
Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße
Seit 2004 präsentiert das Neiße Filmfestival jährlich im Mai in der Dreiländerregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Was mit der Idee begann, Filme in drei Ländern zu zeigen, hat sich zu einer kulturellen Brücke für Filmfans aus den drei Nachbarländern entwickelt und ist inzwischen wichtiger Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und Vertreter*innen der Filmwirtschaft. Besonders und einzigartig am Neiße Filmfestival ist sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Filmvorführungen an rund zwanzig Spielorten entlang der Neiße. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen, die den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Völkern Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart eröffnen, auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Partys.
Fokus „Post Sovjet Union“
Am 26. Dezember 1991 wurde die Sowjetunion offiziell aufgelöst. Nicht nur in den ehemaligen Sowjetstaaten bedeutete dies das Ende einer prägenden Ära direkter kommunistischer Herrschaft in all ihren Formen. Die Fokus-Reihe des 20. Neiße Filmfestivals widmet sich unter dem Titel „Post Sovjet Union“ dem gesellschaftlichen und politischen Nachlass der ehemaligen Sowjetunion und blickt auf die Auswirkungen des Zusammenfalls in den ehemaligen Sowjetrepubliken bis heute. Russlands brutaler Angriffskrieg auf die Ukraine, der seit einem Jahr andauert und auch andere postsowjetische Länder wie Litauen, Estland, Lettland, Kasachstan oder Georgien in ihrer staatlichen und kulturellen Identität bedroht, macht dieses Thema gerade jetzt dringlich und aktuell.
Die Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme der Reihe spiegeln unterschiedlichste Aspekte des Lebens, ob politisch, wirtschaftlich oder sozial - von intellektuellen Auseinandersetzungen bis zu konkreten Bedingungen des Alltagslebens. Der geopolitische Radius des ehemals größten Flächenstaates der Welt bildet dabei die thematische Klammer für ein vielstimmiges, cineastisches Kaleidoskop von Erzählungen. Dazu ist im Kulturcafé Alte Bäckerei und im Kunstbauerkino in Großhennersdorf die Ausstellung „Postsowjetische Lebenswelten“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu sehen.
Eröffnet wird das 20. Neiße Filmfestival am 23. Mai im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau. Die feierliche Preisverleihung findet am 27. Mai im Kühlhaus in Görlitz statt. Prämiert werden hier neben den besten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen und den Publikumslieblingen auch die beste darstellerische Leistung, das beste Drehbuch und das beste Szenenbild. Außerdem wird der Spezialpreis des Festivals an einen Film vergeben, der sich dem Verständnis der kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet.
Ein weiterer Höhepunkt im Festivalprogramm ist das Konzert mit der russischen Band Pussy Riot am 27. Mai im Kühlhaus Görlitz. Das feministisch geprägte Künstlerinnen-Kollektiv zählt mittlerweile zu den bekanntesten kreativen Ensembles in Russland, und zu den kritischsten. Die außergewöhnliche Performance der Gruppe ist laut und stets verbunden mit einem politisch-musikalisch-brachialen Kunstereignis, denn ihre Bekenntnisse, Forderungen und Überzeugungen sollen gehört werden.
Bildmaterial zum Neiße Filmfestival gibt es hier via Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/2pbeipwp67fimhy/AAClFhYy59dRjODXjnIoz2OEa?dl=0
Schirmherren des 20. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.
Das 20. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz - Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Liberecký kraj und KuBiMoBil. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.