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Neiße-Fische vergeben: Romanverfilmung "Ungeduld des Herzens" von Lauro Cress gewinnt Hauptpreis beim Neiße Filmfestival

Am Samstagabend wurden bei der feierlichen Preisverleihung des 22. Neiße Filmfestivals im polnischen Zgorzelec die Neiße-Fische – vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestaltete Preisskulpturen – an die Gewinnerinnen und Gewinner in den drei Wettbewerben und an die Publikumslieblinge des Festivals vergeben. Der Hauptpreis – der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus geförderte und mit 10.000 Euro dotierte "Neiße-Fisch: Bester Spielfilm" – ging an den deutschen Beitrag "Ungeduld des Herzens" von Lauro Cress nach dem Roman von Stefan Zweig. Die Jury mit dem polnischen Regisseur, Drehbuchautor und Dozenten Sebastian Buttny, der tschechischen Filmproduzentin Kamila Dohnalová und der deutsch-polnischen Schauspielerin Karin Hanczewski musste sich im Wettbewerb zwischen neun Spielfilmen, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien, entscheiden.
"Den Preis für den besten Spielfilm verleihen wir einem Werk, das uns die Teilnahme an einem zutiefst bewegenden und beinahe mystischen Prozess der Suche nach Zugehörigkeit ermöglicht. Mit außergewöhnlicher Zärtlichkeit und psychologischer Tiefenschärfe führt uns dieser Film durch eine fein nuancierte Erzählung über die Entschlüsselung des Geheimnisses menschlicher Identität. Es ist ein Werk, das keine einfachen Antworten bietet, sondern Raum für die Reflexion darüber öffnet, wer wir sind und wo unser wahrer Platz im Leben liegt.", so die Jury.
Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielt Giulio Brizzi für seine Performance in "Ungeduld des Herzens" von Lauro Cress. Die Jury hob in ihrer Begründung hervor: “Vom ersten bis zum letzten Moment entfaltet er eine geheimnisvolle, beinahe magnetische Präsenz, die uns in ihren Bann zieht und uns nicht mehr loslässt. Szene für Szene spüren wir den innersten Druck seiner Figur: die Suche nach Zugehörigkeit, nach Identität. Mit subtiler Kraft, tiefem Ausdruck und berührender Zärtlichkeit gewährt er uns Einblick in sein inneres Ringen, das den Film trägt und duchdringt.”
Aneta Grňáková wurde für ihre Arbeit am tschechischen-slowakischen Spielfilm "Mord" von Adam Martinec mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. "Den Preis für das beste Szenenbild gewinnt ein Film, in dem sich eine elementare Familiengeschichte, die sich um das Motiv des Todes entwickelt, im begrenzten Bereich eines verfallenden Hofs und seiner Umgebung abspielt - eines Ortes, der die Protagonisten zusammenschweißt und einengt zugleich. Die Szenographie stellt einzelne Personen genauso wie angespannte und warme Beziehungen, die sie untereinander haben, durch feine Details dar.", begründete die Jury.
Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet vom Liberecký kraj, ging an Maria Zbąska für den polnischen Spielfilm "To nie mój film" (Das ist nicht mein Film), bei dem sie auch Regie führte. Die Jury honorierte damit eine Autorin, die eine schöne, überzeugende, wahre und zugleich poetische Metapher einer gemeinsamen Reise durch das Leben geschaffen hat. "Es ist ein einzigartiges Beispiel für die unendlichen Möglichkeiten, die das Kino noch immer besitzt, und dafür, wie viele Ideen noch auf ihre Entdeckung warten. Da es eine äußerst schwierige Kunst ist, eine Geschichte zu erschaffen, die auf der Kombination von Eigenschaften wie brillantem Humor, Weisheit, Minimalismus, Beschränkung auf zwei Figuren und dem Maximalismus guter Dialoge beruht.", so die Jury weiter.
Eine besondere Erwähnung im Spielfilm-Wettbewerb erhielt "Nulpen" von Sorina Gajewski.
Bester Dokumentarfilm: "Listy z Wilczej" von Arjun Talwar
Die polnische-deutsche Produktion "Listy z Wilczej" (Briefe aus der Wolfstrasse) von Arjun Talwar erhielt den von der Standortkampagne "So geht sächsisch." gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm im trinationalen Wettbewerb, in dem ebenfalls neun Produktionen konkurrierten. Die Jury mit dem polnischen Regisseur und Produzenten Maciek Hamela, der tschechischen Filmverleiherin Michaela Čajková und deutschen Regisseurin, Autorin und Dramaturgin Tina Tripp sah eine “… persönliche Filmreise des Regisseurs durch die Irrungen und Wirrungen der polnischen Gesellschaft, die subtile Beobachtung, Humor und Tragik miteinander verbindet. Der Film zieht einen von der ersten Minute an, mit ehrlichen Gesprächen mit Anwohnern und zufälligen Passanten auf einer Warschauer Straße, die sowohl Neugier und Offenheit gegenüber dem anderen Menschen, als auch die dunkelsten fremdenfeindlichen Missstände in Europa widerspiegeln.”
Eine besondere Erwähnung im Dokumentarfilm-Wettbewerb erhielt "Pociągi" (Die Züge) von Maciej J. Drygas.
Bester Kurzfilm: "I Died in Irpin" von Anastasia Falileieva
Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der tschechische Beitrag "I Died in Irpin" von Anastasia Falileieva. Über den vom Studierendenrat der Hochschule Zittau/Görlitz gestifteten und mit 1.500 Euro dotierten Preis entschieden der polnische Multimediagestalter und Dozent Michał Jankowski, die tschechische Cartoonistin und 2D-Animatorin Adriana Bendžalová sowie die in Kasachstan geborene und in Deutschland aufgewachsene Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Helena Aljona Kyn. In der Begründung der Jury heißt es: “Dieser Beitrag sprach uns an mit seiner Aufrichtigkeit, seiner Geschichte, seinem Tempo und der unglaublich schönen, vielfältigen Ausführungstechnik. Er bietet uns einen einzigartigen und sehr persönlichen, fast tagebuchartigen Blick auf ein unglaublich schwieriges Ereignis und ist ein unikes, gegenwärtiges Kunstwerk, das einen Preis verdient.”
Eine besondere Erwähnung im Kurzfilm-Wettbewerb erhielt "Końce i początki" (Enden und Anfänge) von Klaudia Fortuniak.
Spezialpreis für "Pociągi" von Maciej J. Drygas
Der Spezialpreis des Festivals, der vom Filmverband Sachsen gestiftet wird, ging in diesem Jahr an "Pociągi" (Die Züge) von Maciej J. Drygas. Der Preis würdigt einen Film aus dem gesamten Programm, welcher sich im Besonderen dem Verständnis für die kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet. In ihrer Begründung erklärte die Jury: "Durch eine einzigartige Form der Zusammenstellung einer riesigen Menge an authentischem Archivmaterial begleitet der Film den Zuschauer durch die Geschichte fast des ganzen 20. Jahrhunderts und zeigt den Weg des Menschen von der Schöpfung zur Zerstörung, von demütiger Arbeit zu industrieller Maschinerie, von Hoffnung zu Hoffnungslosigkeit. Mittels faszinierenden Bildern, die aus ganz Europa gesammelt wurden, und unterstützt von atemberaubender minimalistischer Musik taucht der den Zuschauer tief in das lästige Schicksal der Menschheit, das vieleicht gegeben ist, vielleicht aber auch nicht."
Preis der Jugendjury: "Rok vdovy“ von Veronika Lišková
Den in diesem Jahr erstmals vergebenen Preis der Jugendjury des Neiße Filmfestivals erhielt "Rok vdovy" (Ein Jahr der Witwe) von Veronika Lišková. Die trinationale Jury mit sechs Jugendlichen aus Deutschland, Polen und Tschechien begründete ihre Entscheidung damit, dass "… die sich Produktion dem Zuschauer aufdrängt, weil sie die Geschichte auf sehr subtile Weise erzählt. Die Handlung zeigt die seelische Irrfahrt der Hauptfigur nach dem Verlust ihres geliebten Mannes. Vor allem die wunderbare schauspielerische Leistung von Pavla Beretova in der Rolle der Petra Srobodová hat uns beeindruckt." Initiiert wurde dieser Preis von Schüler*innen der Schkola Oberland, die sich im Rahmen des Schulprojekts "Filmriss" mit dem Filmfest beschäftigen und in Zusammenarbeit mit dem Ebersbacher Filmtheater- und Kulturverein u.a. das Medienpädagogische Angebot in der Festivalwoche organisieren. Um das Neiße Filmfestival einem jungen Publikum näher zu bringen, nominierten die Schüler*innen eine Auswahl von Filmen aus dem Festivalprogramm, welche speziell junge Menschen berühren und ansprechen.
Eine besondere Erwähnung zum Preis der Jugendjury erhielt „"Im Prinzip Familie" von Daniel Abma.
Publikumspreise für "Wilma will mehr", "Listy z Wilczej" und "Hurikán"
Auch die Meinung des Publikums war gefragt: Die Publikumspreise für Langfilme aus dem Programm des 22. Neiße Filmfestivals, die vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien gestiftet wurden, gingen an den Spielfilm deutschen Spielfilm "Wilma will mehr" von Maren-Kea Freese und den Dokumentarfilm "Listy z Wilczej" (Briefe aus der Wolfstrasse) von Arjun Talwar. Beliebtester Kurzfilm wurde der tschechische Animationsfilm "Hurikán" von Jan Saska. Der Preis wurde hier von der Stadt Zgorzelec gestiftet.
Seit Dienstag präsentierte das trinationale Filmfest in 19 Kinos und Kulturstätten in Deutschland, Polen und Tschechien mehr als 100 Filme in den drei Wettbewerben und diversen Filmreihen, begleitet von Filmgesprächen, einer Lesung, Konzerten, Workshops und mehr. Alle Preisträgerfilme sind am Sonntag im KunstBauerKino in Großhennersdorf, in der Kulturfabrik Meda in Mittelherwigsdorf, im Kronenkino Zittau, im Filmtheater Ebersbach bzw. im Městské divadlo (Stadttheater) im tschechischen Varnsdorf zu sehen. Wann und wo welcher Film läuft, wird am Samstagabend um 21 Uhr auf der Festival-Homepage und in den sozialen Medien bekannt gegeben.
Das 23. Neiße Filmfestival findet vom 26. bis 31. Mai 2026 statt. Aktuelle News und Impressionen zum Festival gibt es online unter www.neissefilmfestival.net.
Szenenbilder aus den Preisträgerfilmen gibt es hier via Dropbox:
https://www.dropbox.com/scl/fo/2efm8yqgqx9vs8s03y38g/ANbDL7y6EDSwCqcmv_yKUAM?rlkey=fpgb05vh4mfk9e114kj1tbzn3&st=n5nzuqiq&dl=0Impressionen von der Preisverleihung gibt es hier zum Download:
https://www.dropbox.com/scl/fo/zfzkvz8lmqe7tqtdiumyy/AAEagDz9JquZ8QFLPXeNMSE?rlkey=hl3nqy35vm9w4bby2gpixole0&st=0kme9da0&dl=0Impressionen vom 22. Neiße Filmfestival gibt es hier:
https://www.dropbox.com/scl/fo/o25h69gqj8wrz4vv8yxjq/AL0iMRXzK6IirS16RxdO1z0?rlkey=9izbx2txf3661fyny02sc2pg7&st=bdh023ui&dl=0
Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße
Seit 2004 bietet das Neiße Filmfestival jungen Filmemacher*innen ein Forum, stellt dem Publikum etablierte Filme und Regisseur*innen vor und widmet sich Schwerpunktthemen. Besonders und einzigartig ist dabei sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Veranstaltungen an mehr als zwanzig Spielorten in den drei Ländern entlang der Neiße. So hat sich das Festival zu einer kulturellen Brücke für Filmfans und Programmkinos aus den Nachbarländern entwickelt. Jedes Jahr richtet das Filmfest den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Menschen Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart.
Schirmherren des 22. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.
Das 22. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz – Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Deutsch-Polnisches Jugendwerk, Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch. Diese Einrichtung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.