Am Sonntagabend ging im Dreiländereck an der Neiße das 21. Neiße Filmfestival zu Ende. Seit Dienstag präsentierte das weltweit wohl einzige Filmfest, das Cineastinnen und Cineasten über drei Grenzen hinweg verbindet, rund 90 Spiel- Dokumentar- und Kurzfilme in Kinos in Deutschland, Polen und Tschechien. Neben drei Wettbewerben und diversen Filmreihen gab es ein Rahmenprogramm u.a. mit einer Lesung von Marion Brasch, einem Konzert mit der ukrainischen Rapperin alyona alyona und mehr. Die Fokus-Reihe widmete sich unter dem Titel "Female Perspectives" mit Filmen und Veranstaltungen weiblichen Perspektiven nicht nur im Kino.
Festivalteam zieht positive Bilanz
Die Festivalmacher*innen um das Leitungs-Duo Ola Staszel und Andreas Friedrich zogen zum Abschluss ein positives Fazit: "Wir haben intensive Festivaltage mit bewegenden Kinomomenten und spannenden Gesprächen erlebt. Für unsere Filmauswahl haben wir viel positives Feedback erhalten. Die Dreiländerregion war wieder eine besondere Kulisse für die persönlichen Begegnungen zwischen Publikum und Filmschaffenden, die ein Filmfestival ausmachen.", erklärt Ola Staszel. "Unser besonderer Dank gilt wie immer unseren Partnern und Unterstützern, vor allem aber den überwiegend ehrenamtlichen Teams und den vielen Helfer*innen in der Festivalzentrale und in den Spielstätten, ohne die das Festival nicht möglich wäre."
Hauptpreis für polnischen Spielfilm "Tyle co nic"
Die Neiße-Fische, Preisskulpturen des Festivals, wurden am Samstagabend bei der feierlichen Preisverleihung in Görlitz vergeben. Der Hauptpreis im Wettbewerb – der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus geförderte und mit 10.000 Euro dotierte "Neiße-Fisch: Bester Spielfilm" – ging an den polnischen Beitrag "Tyle co nic" (So gut wie nichts) von Grzegorz Dębowski. "Ein hochpolitischer und leider auch viel zu seltener Blick auf Menschen in großer Notlage. Gefangen zwischen den Vorgaben aus Brüssel, die oft die Bedingungen vor Ort nicht kennen und dem Leben im Dorf, droht eine kleine Gemeinschaft zu zerreißen. Mit präziser Kamera und Montage verfolgt der Film diese gesellschaftliche Spaltung. Er zeigt aber auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Menschen, die uns alle ernähren und deshalb nicht egal sein sollten.", so die Begründung der Jury.
Der polnische Beitrag „Skąd dokąd“ (Im Rückspiegel) von Maciek Hamela erhielt den von der Standortkampagne So geht sächsisch. gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm im trinationalen Wettbewerb. Der Film zeigt die ersten Tage der russischen Invasion in der Ukraine und begleitet Menschen, die in einem staubigen Van auf der Flucht sind. "Skąd dokąd" wurde auch mit dem Spezialpreis des Festivals ausgezeichnet, der einen Film aus dem gesamten Programm würdigt, der sich im Besonderen dem Verständnis für die kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet.
Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielten Magdalena Cielecka und Marta Nieradkiewicz für ihre Performance im polnischen Spielfilm "Lęk" (Angst) von Sławomir Fabicki. Michal Lošonský und Anna Nyitrai wurden für ihre Arbeit am slowakischen-tschechischen Spielfilm "Moc" (Kraft) von Mátyás Prikler mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet vom Liberecký kraj, ging an Klaudiusz Chrostowski für den polnischen Beitrag "Ultima Thule", bei dem er auch Regie führte. Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der deutsche Beitrag "The Silence of 600 Million results" von Sophie Lahusen.
Auch die rund 4.500 Festivalbesucher*innen wählten ihre Favoriten: Die Publikumspreise für Langfilme aus dem Programm des 21. Neiße Filmfestivals, die vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien gestiftet wurden, gingen an den deutschen Spielfilm "Rohbau" von Tuna Kaptan und den deutschen Dokumentarfilm "Echoes from Borderland" von Lara Milena Brose. Beliebtester Kurzfilm wurde der polnische Beitrag "Na żywo" (Live-Übertragung) von Mara Tamkovich. Der Preis wurde hier von der Stadt Zgorzelec gestiftet.
Das 22. Neiße Filmfestival findet vom 20. bis 25. Mai 2025 statt.
Impressionen vom 21. Neiße Filmfestival gibt es hier:
https://www.dropbox.com/scl/fo/o25h69gqj8wrz4vv8yxjq/AL0iMRXzK6IirS16RxdO1z0?rlkey=9izbx2txf3661fyny02sc2pg7&st=bdh023ui&dl=0
Impressionen von der Preisverleihung in Görlitz gibt es hier zum Download:
https://www.dropbox.com/scl/fo/8n7dwrnautrau2o79gtzj/ADk-NemOzInFcubo1B9OgEw?rlkey=tzzwn1cwjkmd935jf4jujd2mi&st=mqf11v7y&dl=0
Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße
Seit 2004 bietet das Neiße Filmfestival jungen Filmemacher*innen ein Forum, stellt dem Publikum etablierte Filme und Regisseur*innen vor und widmet sich Schwerpunktthemen. Besonders und einzigartig ist dabei sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Veranstaltungen an mehr als zwanzig Spielorten in den drei Ländern entlang der Neiße. So hat sich das Festival zu einer kulturellen Brücke für Filmfans und Programmkinos aus den Nachbarländern entwickelt. Jedes Jahr richtet das Filmfest den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Menschen Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Partys.
Schirmherren des 21. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.
Das 21. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz – Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Partnerschaft für Demokratie - Landkreis Görlitz und Liberecký kraj. Diese Einrichtung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.