DOKUFEST Prizren | Kosovo

Die Reise nach Prizren wurde für zwei Freunde unseres Festivals zu einem besonderen Erlebnis. Gastfreundschaft und ein Miteinander der verschiedenen
Ethnien des Balkans trafen sich zu einer Synthese von Filmkunst und Leben.
Was den Völkern des Balkans im gesellschaftlichen und politischen Miteinander nicht gelingt, wurde mit den Mitteln des Films in der kosovarischen Filmstadt Prizren zum freundschaftlichen und gemeinsamen Erleben. Mit der Betrachtung und Auseinandersetzung der Lebensverhältnisse in den Ländern auf dem Balkan konnte das Medium Film eine verbindende Sprache entwickeln und Zusammenführen, was oft nicht zusammen findet.
Die dort gezeigten Dokumentarfilme verteilen sich in ihrer Herkunft über alle Länder des Balkans. Sie widmen sich den verschiedene Problemen menschlichen Miteinanders und vermitteln universelle Erfahrungen.
Sie stellen sich auch speziellen Umwelt- und gesellschaftlichen Problemen, denen sich traditionell und historisch gewachsen bis heute Lösungen verweigern, es aber immer wieder Versuche und Projekte gibt, um neue Perspektiven zu entwickeln.
Wir freuen uns über die diesjährig entstandene Partnerschaft zwischen dem DOKUFEST Prizren und dem Neiße Filmfestival und  begrüßen mit Freude unsere Gäste Aliriza Arí«nliu (Executive Director),Veton Nurkollari  (Director Artistik)   und   Nita Deda  (Public Relations And Media),welche wesentlich an der Auswahl der Filme in dieser Reihe beteiligt waren und am dritten Festivaltag mit uns einen besonderen Abend gestalten werden.
Die Ausstellung "Zwölf Jahre Überfluss-Kosovo 1999-2011" des Soldaten, Kunsthistorikers und Fotografen Tobias Strahl lädt unser Publikum zu einer intensiven Bilderreise durch den Kosovo ein.

 

A Letter to Dad | Pismo ocu

RS, Kr, UK 2011 | 48 Min.   OF + dtÜ

Regie und Kamera: Srdjan Keca | Schnitt: Katherine Lee, Musik: Alcyona Mick

Im Versuch, die Art und Weise des Todes seines Vaters zu verstehen, öffnet der Filmemacher einige Kisten , die sein Vater hinterlassen hat.  Die längst vergessenen Fotos, Briefe und Home-Videos versetzen den Film in das Jugoslawien der 1970-er Jahre, als seine Eltern sich verliebten.  Die Reise durch die Jahre zu Familienmitgliedern, verlorenen Freunden und Orten decken jedoch die andauernden Schrecken der jüngsten Balkankriege auf, welche Menschen und Familien immer noch auseinanderreißen. Dieser Film stellt hautnah die individuelle Verantwortung normaler Menschen in den Wirren des Krieges in Frage.

 

Freitag 04.05. 16.00 h Hillersche Villa, Zittau

 

 

Old Mountain + Bijelo Dugme | Der weiße Knopf

Old Mountain

RS  2010 | 18 Min.   OF + dtÜ
Regie und Drehbuch: Goran Stankovic | Produzentin: Snezana Penev

In einem serbischen Dorf auf den Hängen des Alten Berges (Stara Planina/Old Mountain) gibt es 15 Haushalte.  Der jüngste Mann ist 70 Jahre alt. Dieser Film sammelt die intimen Gedanken der Dorfbewohner, für die das Warten auf den Tod eher von einem gemeinsamen Band als einer Einsamkeit gekennzeichnet ist.  Die Bescheidenheit des Alltagslebens spricht nicht von Armut, sondern einem spirituellen Reichtum.  Obwohl ohne Erben oder großartiger Zukunftsvisionen sind sie nicht von ihrer Einsamkeit resigniert, vielmehr sind sie dankbar für das Leben, das ihnen geschenkt wird. Wir beobachten ihr Leben, welches auf die Kleinigkeiten der Alltagsaufgaben fokusiert ist, ihre bedachten Bewegungen und stillen Gesten und entdecken dabei Menschen, die in Harmonie mit den Zyklen der Natur sind.  Ihre intimsten Gedanken über die Abgeschiedenheit, die Wildnis, das Leben und Liebe zeigend, ist dieser Film Zeugnis ihrer Vorbereitungen auf ihre Reise.

 

 

Bijelo Dugme | Der weiße Knopf

RS 2010 | 90 Min.   OF + dtÜ
Regie und Produktion: Igor Stoimenov | Kamera: Marko Stoimenov, Musik: Petar Antonovi?‡

Dieser Film entführt in die Zeiten, als die legendäre Rockband "Bijelo Dugme" (Weißer Knopf) aus Sarajevo Anfang der Siebziger Jugoslawien im Sturm eroberte und 15 Jahre lang oben in den Musik Charts blieben, bis das Land 1998 anfing, auseinander zu fallen. Ihr Gründer, Goran Bregovi?‡, ist mittlerweile ein globales Weltmusik-Phänomen und tourt mit einem riesigen Gefolge, inklusive buntes Blasorchester und Frauen-Volkschor.  Der Film zeigt seltenes Archivfilmmaterial der Musikszene Jugoslawiens, wunderbare Musik und interessante Offenbarungen, er erzählt über die damalige Zeit, Kultur, Freundschaft und Politik der Band wie auch die Wirkung auf die Jugend in diesem dynamischen sozialistischen Land vor seinem Zerfall. Der Handlungsablauf des Filmes reflektiert die Transformation Jugoslawiens vom Vorzeigestaat des Ostbloks bis hin zu einem Land an der Kippe zum Zerfall 1989, das Jahr als Bijelo dugme sich aufgelöste.

 

Freitag 04.05. 21.00 h Hillersche Villa, Zittau

 

 

Cinema Komunisto

RS 2010 | 100 Min. - OF + dtÜ
Regie: Mila Turajlic

Kino in Jugoslawien und Kino unter Tito sind Thema dieses ungewöhnlichen Dokumentarfilmes. Titos Leidenschaft für das große Kino war legendär. Auf dem Filmfestival in Pula ließ er sich zum Beispiel mit Sophia Loren ablichten, für heimische Großproduktionen wurden Weltstars wie Orson Welles und Richard Burton verpflichtet. Die Avala-Filmstudios in Belgrad und Jadran-Film in Zagreb erreichten binnen kürzester Zeit internationales Niveau. Hier entstanden unter anderem die so genannten "Partisanen-Western", Monumentalfilme wie "šSutjeska"˜ oder "šDie Schlacht an der Neretva"˜, die den antifaschistischen Befreiungskampf glorifizieren. Mit zahlreichen Schlüsselfiguren und Titos persönlichem Filmvorführer kommen in "šCinema Komunisto"˜ Zeitzeugen zu Wort, die die Geschichte der jugoslawischen Filmindustrie und das Faible Titos für den Film pointiert und kenntnisreich reflektieren. Sorgsam ausgewählte Filmausschnitte verweisen auf die parallel verlaufenden nationalen und internationalen politischen Entwicklungen bis zum Auseinanderbrechen Jugoslawiens. Eine unterhaltsame und lehrreiche Reise durch die Film- und Weltgeschichte, die allerdings die tragischen Zensurfälle in der jugoslawischen Filmindustrie vernachlässigt. 

 

Freitag 04.05. 18.30 h Hillersche Villa, Zittau

 

  

Our School

RO  2010 | 94 Min.   OF + dtÜ
Regie:Mona Nicoara, Miruna Coca-Cozma | Produktion:Mona Nicoara, Miruna Coca-Cozma und Julie Goldman


Dies ist ein preisgekrönter Dokumentarfilm über drei Romakinder, die in einem Projekt der schulischen Integration in ihrem kleinen transylvanischen Dorf teilnehmen. Die drei kämpfen gegen Tradition und Bigotterie mit Humor, Optimismus und Frechheit. Über einen Zeitraum von vier Jahren gefilmt, erzählt der Film eine hinreißende, bitter-süße und oft lustige Geschichte über Hoffnung, Rasse und Chancen.

 

Samstag 05.05. 20.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf

 

  

Portreti i Humbur | Missing Portrait

KR 2011 | 20 min | OF + dtÜ

Regie: Lulzim Zeqiri

Die Doku erzählt von einem alten Fotografen aus Goshica, einem Dorf im Kosovo. Als siebzehnjähriger Junge kaufte er sich nach harter Arbeit von seinen Ersparnissen eine Kamera. Er wollte damit verlorene Erinnerungen an seinen Vater wieder erlangen. Nach 40 Jahren Fotografie wurde er zum Chronist eines Landes.

 

Donnerstag 03.05. 15.00 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf (Als Vorfilm zu "A Trip")